Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Freitag, 9. Juni 2017

Panama Surprises

Nachdem Jonas Bocas del Toro und damit Panama verlassen hatte, um von Costa Rica aus nach Amsterdam zu fliegen, blieb ich noch eine Weile auf der Isla Colon. Ich plante meine Weiterreise und recherchierte, welche Orte ich in Panama noch besuchen wollte, bevor ich von Panama-Stadt nach Lima in Peru fliegen würde. 

Die letzten Tage am Strand 


Ich entschied mich noch ein paar Tage in Bocas del Toro anzuhängen, weil mir klar geworden war, dass dies wahrscheinlich der letzte Ort mit herrlich warmen Temperaturen und schönem Meer zum Baden sein würde. Ich wollte noch ein paar weitere Orte in dem Inselparadies erkunden. Nachdem ich also meinen Plan für den Rest Panamas bis Panama-Stadt festgelegt und in ein Hostel umgezogen war, schmiedete ich Pläne für die nächsten Tage. Das Wetter war besser geworden und die Strände lockten. 

Als erstes wollte ich den Red Frog Beach auf der Insel Bastimentos besuchen. Dazu ging ich zu einem der vielen Steg entlang der Hauptstrasse von Bocas und erkundigte mich nach den Preisen für eine Bootsfahrt. Ständig legten kleine Boote zu den verschiedenen Inseln im Archipel ab und ich musste nicht lange warten bis auch ich einen Platz auf dem richtigen Boot bekam. Obwohl ich im Nachhinein feststellen musste, dass es doch nicht das korrekte Boot war bzw. sie hatten unterwegs die Route geändert und mein Ziel wurde als Umweg angesehen. So kam es, dass ich mitten in Meer das Boot wechseln musst. Easy! 

Red Frog Beach auf Bastimentos


Der Red Frog Beach ist einer der bekanntesten und schönsten Strände der Region und das lassen sich die Leute dort auch gut bezahlen. Nur um den Weg vom Anleger auf der einen Seite der Insel Bastimentos zur Strand auf der anderen Seite zu nutzen, zahlte ich eine 'Wegegebühr' von fünf Dollar. Schon ein happiger Preis, wenn es nur knapp zehn Minuten von einer Seite zur anderen geht. Aber ich wusste dies bereits im Vorfeld und hatte mich draufeingestellt. Es hiess, der Strand war es wert. Und ich wurde nicht enttäuscht.

Es hatte zwar einige Leute an dem Strand aber trotzdem noch genügend Platz im Schatten unter einer Palme. Es war herrlich. Ich las mein Buch, ging ab und zu eine Runde schwimmen und chillte auch etwas in der Sonne. Das war schliesslich die letzte Chance auf etwas Bräune. Als es dann Zeit wurde zu gehen, nahm ich den gleichen Weg wieder zurück zum Steg. Dort hatte ich Glück. Gerade als ich ankam, wollte ein kleines Boot mit drei Personen ablegen. Ich sprang auf und los ging die Fahrt. Es war eine ziemlich abenteuerliche Fahrt, eben weil das Boot so winzig war. Wir kamen aber heile an und ich machte mich auf den Weg ins Hostel. 





Seesterne und viel zu viele Touristen


Der andere Strand, den ich noch besuchen wollte, ist der Starfish Beach. Bekannt geworden wegen all der Seesterne, die dort im flachen Wasser leben, ist es heute einer der geschäftigsten Strände im Archipel. Es gibt Restaurants mit lauter Musik, Souvenirstände und jede Menge Touristen. Leider haben darunter auch die Seesterne gelitten. Eigentlich sollten sie nicht angefasst und schon gar nicht aus dem Wasser gehoben werden. Sie sterben sonst. Allerdings ist dies für viele Leute traurigerweise zweitrangig, wenn es um ein tolles Foto geht. 

Der Starfish Beach befindet sich auf der Hauptinsel und ist per Taxibus oder Boot zu erreichen. Ich nahm für fünf Dollar hin und zurück den Taxibus, der am Hauptplatz in Bocas abfuhr. Ich kam gerade angelaufen als sie abfahren wollten, so musste ich nicht lange warten. Der Bus setzte uns an der Bocas del Drago ab, danach musste ich noch ein Stück laufen, um den berühmten Strand zu erreichen. Es lohnt sich allemal diese Strecke zu Fuss zu machen, denn es geht an der Küste entlang und es bieten sich wunderschöne Aussichten auf das karibische Meer. Einsame Strände mit Kokospalmen und kristallklarem Wasser erwarteten mich. 





Ein Stück weiter kam dann endlich der Starfish Beach und ich war doch etwas enttäuscht. Die Touristen werden hier bootsweise angekarrt und bevölkern in Massen den schmalen Strand. Zwischendrin gibt es Restaurants und Souvenirstände und kaum Platz, um sein Handtuch zu platzieren. Nachdem ich mich fast bis zum anderen Ende des Strandes durch die Menschenmenge gekämpft hatte, entschied ich zurückzugehen. So kämpfte ich mich zurück und breitete mein Handtuch am Anfang aus. Hier hatte ich mehr oder weniger meine Ruhe. 

Zum Glück hatte es hier auch noch ein paar Seesterne auf dem Meeresboden. Das Wasser ist kristallklar und ziemlich warm, der Boden fällt steil ab und die Seesterne waren am Rand des Abhangs gut zu sehen. Grundsätzlich hat es mir ziemlich gut hier gefallen, wäre es nur nicht so laut und voller Menschen. Den Höhepunkt erreichte der Lärmpegel als ein Haufen Mädels kreischend auf einer Riesenbanane durchs Wasser gezogen wurden. Ihr kennt das ja, zum Ende der Fahrt dreht der Bootsführer so ab, dass alle im Wasser landen. Lange hielt es mich hier also nicht. Rechtzeitig zur Abfahrt des Taxibusses machte ich mich auf den Weg zurück nach Bocas del Drago. 

Sich verlieren im Dschungel von Panama


Nach all den tollen Tagen am Strand wurde es Zeit weiterzureisen. Ich hatte gute Dinge über das Lost & Found Hostel gelesen und mich dort für ein paar Tage eingebucht. Diese spezielle Unterkunft befindet sich auf einem Hügel mitten im Dschungel und ist nur über Wanderwege erreichbar. Das heisst, alles Gepäck muss hochgeschleppt werden, es gibt keinerlei Fahrzeug. Für mich klang das nach einem einzigartigen Abenteuer, so machte ich mich am Morgen in Bocas auf den Weg. 

Ich nahm zuerst ein Boot nach Almirante, zurück zu dem Ort von dem aus Jonas und ich vor rund einer Woche gekommen waren. Dort wartete schon ein Taxi, dass mich und eine andere Reisende für einen Dollar pro Person zur Busstation von Almirante brachte. Dort wurden wir auch gleich zum richtigen Bus gelotst. Der Bus fuhr nach David, ich sagte dem Kassierer Bescheid, dass er mich mittendrin am Weg zum Lost & Found absetzen sollte. Alle kennen dieses Hostel und wissen gleich, welcher Ort gemeint ist. 

Nach rund drei Stunden Fahrt mit einem Pipistopp wurde ich am Strassenrand rausgelassen. Dort befindet sich ein riesiges Schild, ein kleines Café und ein Obst- und Gemüsestand. Nebenan beginnt der Wanderweg zum Lost & Found Hostel. Ich schulterte mein Gepäck und machte mich an den Aufstieg. Rückblickend muss ich sagen, dass es besser ging als erwartet. Wenn nötig legte ich eine kurze Pause ein, aber ich war schneller oben als gedacht. Zwischendrin stehen am Wegesrand kleine Schilder, die sagen, dass es bald geschafft ist. Allerdings musste ich noch das ganze Gelände überqueren bis ich zur Rezeption gelangte. Ich wurde nett empfangen, herumgeführt und zu meinem Bett gebracht. Es gefiel mir gleich ganz gut. 




Ausflug zum einem Flusscanyon


Obwohl das Hostel so abgelegen lag, gab es in der Nähe einige interessante Orte oder Dinge, die wir unternehmen konnten. Es gab eine grosse Gruppe Deutscher im Lost & Found und ich kam sehr schnell am ersten Tag mit ihnen ins Gespräch. Da ich nur zwie ganze Tage hatte, die ich voll nutzen konnte, musste ich mich entscheiden, was ich tun wollte. So schloss ich mich den Deutschen für einen ganzen Tag an, als sie vorschlugen zum nahegelegenen Flusscanyon zu fahren. Wir mussten lediglich von der Strasse unten einen der kleinen Busse nehmen, die in die kleine Stadt fuhren und da die Strasse runterlaufen. 

Ich weiss jetzt gar nicht, ob es möglich ist im Deutschen Flusscanyon zu sagen. Es handelt sich bei diesem Ort um einen Fluss, der an einer Stelle zwischen hohen Felsen fliesst. Ich nehme an, er hat sich den Weg durch diese Felsen hindurch selbst gebahnt. An sich ist der Fluss ein beliebter Ort bei den Einheimischen, um am Wochenende etwas schwimmen zu gehen. Als wir nach rund 30 Minuten Fahrt und zehn Minuten Spaziergang endlich dort ankamen, war bereits eine Menge los. Familien mit Kindern und junge Erwachsene hatten es sich dort bereits gemütlich gemacht, die Snacks und Getränke ausgepackt und schwammen im Fluss. 

Wir suchten uns auch einen guten Platz im Schatten aus und stiegen dort gleich ins Wasser. Die Strömung war schon etwas stark, aber wir konnten doch gemütlich im Wasser chillen. Danach liessen wir uns erst einmal ein Stück treiben. Je weiter wir dabei trieben, desto höher wurden die steilen Felswände zu beiden Seiten. Bis zu der Stelle, wo sie plötzlich aufhörten und wir aus dem Wasser klettern konnten. Wir sprangen schliesslich noch nacheinander von den Felsen ins kühle Nass. Insgesamt ein cooler Ausflug. Auf der Rückfahrt mit dem Minibus regnete es an einer Stelle ziemlich heftig, was den Fahrer aber nicht von seiner rasanten Fahrweise abbringen konnte. Als das Regenwasser dann schon durch das Dach auf uns tropfte, hörte es glücklicherweise endlich auf zu regnen. 





Schnitzeljagd im Dschungel


Den anderen Tag verbrachte ich mit ein paar anderen Leuten auch dem Hostel, diesmal waren verschiedene Nationalitäten vertreten. Die Hosteleigentümer hatten sich eine Schnitzeljagd rund um die Unterkunft und am nahegelegenen Fluss ausgedacht und entsprechend Hinweise platziert. Wir wollten diese Wanderung mit Schatzjagd unbedingt absolvieren. Ausserdem hiess es, dass die Gegend sehr schön sein soll. Insbesondere bei gutem Wetter lohnt es sich, denn dann ist ein erfrischendes Bad im Fluss möglich. Wir hatten Glück, die Sonne schien. 

Wir erhielten ein Hinweiskarte, auf der der Wanderweg und der Fluss eingezeichnet waren. Vom Hostel aus folgten wir den Schilder und befanden uns schon bald mitten im Dschungel. Die erste Dose mit Hinweis liess nicht lange auf sich warten. Hier bot sich uns eine tolle Aussicht auf das Tal. Beim Hinweis handelte es sich um einen Rätseltext, der richtig interpretiert zur nächsten Dose führte. Wir bekamen gleich raus, wo wir hin mussten. Die nächste Station befand sich an einem sehr alten und grossen Baum, durch den wir hindurchgehen konnten. Die Dose war gut zu finden. Anschliessend wurde es aber schwieriger, die Rätsel anspruchsvoller. 

An einer Station fanden wir zwar die Dose, es handelte sich aber um die falsche und wir mussten weiterziehen. Gleich an der ersten Stelle am Fluss entschlossen wir uns, eine Runde schwimmen zu gehen. Es war eisigkalt, aber sehr erfrischend. Nachdem wir dann die letzte Station erfolgreich gefunden hatten, gönnten wir uns ein weiteres Bad im Fluss. Hier trafen wir noch auf andere Leute aus unserem Hostel und entschlossen uns den Weg zurück gemeinsam zu gehen. Im Hostel gab es dann noch ein letztes Rätsel zu lösen, danach konnten wir uns in der Bar die Belohnung abholen. Auch das war ein cooler Tag. 














Eine ewige Reise quer durch Panama


Am nächsten Tag wollte ich wieder weiterreisen. Mein Flug nach Lima rückte immer näher und ich musste meinen Weg nach Panama-Stadt noch machen. Ich hatte aber noch einen Stopp unterwegs geplant, weil ich gehört hatte, dass der Ort sehr schön sein sollte. Wie genau ich dahinkam, wusste ich nicht hundertprozentig. In Panama ist es eher unüblich, touristische Shuttles zu nehmen. Nachdem ich mich im Lost & Found an der Rezeption informiert hatte wie ich nach El Valle de Anton komme, ging es gleich am Morgen früh los. 

Ich wanderte wieder mit all meinem Gepäck runter an die Strasse und wartete dort auf einen Bus Richtung David. Es ging nicht lange bis der kleine Bus da war und ich gemeinsam mit zwei anderen Mädels einsteigen konnte. Die Fahrt nach David ging schnell und dort war grad klar, was zu tun war. Ich hatte vor einen grossen Bus der nach Panama-Stadt fuhr zu nehmen und an der Abzweigung nach El Valle auszusteigen und einen Minibus in das Dorf zu nehmen. Klang jetzt nicht so schwierig. Der nette Herr am Fahrkartenschalter wusste grad, was ich wollte und verkaufte mir ein Ticket für den nächsten Bus mit Ausstieg in San Carlos. 

Rund 20 Minuten später ging es auch schon los. Das Gepäck wurde etikettiert und verladen, ich hatte einen tollen Sitzplatz oben ganz vorne in dem Doppeldeckerreisebus. Naja, und dann dauerte die Fahrt einfach nur ewig. Wir machten eine halbe Stunde Pause gegen Mittag, damit alles essen konnten. Danach ging es weiter bis der Bus irgendwann anhielt und nicht mehr weiterfuhr. Plötzlich hiess es wir müssten umsteigen. Verstehe ich nicht, wie denn umsteigen mitten an der Strasse. Als ich aber draussen war, sah ich den anderen Reisebus. Mein Gepäck wurde verladen und ich stieg in den neuen Bus. Hier war die Klimaanlage deutlich höher gestellt und ich musste erst einmal meinen Pullover auspacken. 

Die Fahrt ging weiter. Schliesslich wurde San Carlos ausgerufen und ich meldete, dass ich aussteigen wollte. Ich erhielt mein Gepäck und stand kurz darauf alleine an einer grossen Strasse. Hm, wo sollte ich jetzt den richtigen Minibus finden? Ich ging die Strasse hoch, weil ich dort eine Haltestelle erspäht hatte, an der immer wieder kleine Busse hielten. Der dritte dieser Busse war dann auch endlich meiner. Ich wuchtete meinen Rucksack hinein und liess mich auf einen der Sitze fallen. Die Fahrt ging darauf hin hoch in die Berge, die Sonne ging grad unter und es bot sich uns ein toller Ausblick. 

Ich sage euch, es war so toll endlich in El Valle anzukommen. Das Städtchen liegt in einem alten von Regenwald überwachsenen Vulkankrater und hat zahlreiche Wasserfälle in nächster Umgebung. Am kleinen Markt im Zentrum wurde ich rausgelassen und musste nur ein paar hundert Meter zu meiner Unterkunft gehen. Auch diese Unterkunft war mir von anderen Reisenden empfohlen worden und ich wurde wieder einmal nicht enttäuscht. Das Zimmer hat zwar 27 Betten, aber das war weniger schlimm als es klang. Erstens waren bei weitem nicht alle Betten belegt und zweitens hat jedes Bett einen Vorhang, eine Leselampe und einen Miniventilator. Mir gefiel es echt gut. 

Manfred und seine Lebensgeschichte


In El Valle hatte ich nur einen ganzen Tag und wollte diesen gerne für eine Wanderung nutzen. Doch bevor es dazu kam, lernte ich Manfred kennen. Manfred ist aus Deutschland, fast 70 Jahre alt und lebt in El Valle. Ich wollte am Morgen gerade aufbrechen als er ins Hostel kam, um an der Bar einen Kaffee zu trinken. Wir kamen ins Gespräch und ehe ich mich versah, zeigt er mir eine Rohversion des Buchs, das sein Leben behandelt. Wir gingen das ganze Buch gemeinsam durch und er erzählte mir eine Anekdote nach der anderen. Er hatte bis anhin ein sehr bewegtes Leben und hat viele Geschichten zu erzählen. Zu viele, um sie im Kopf behalten und hier wiedergeben zu können. 

Es verging sicher eine Stunde, während der er mir haargenau seine Lebensgeschichte erzählte und ich wurde schon langsam müde vom Zuhören. Interessant fand ich noch, dass er in El Valle zwei erfolgreiche Hotels aufgebaut hatte und beide mittlerweile verkauft waren. Was er beim Verkauf rausgeschlagen hatte, diente ihm nun als Rente. Ich kann mir vorstellen, dass dies noch eine ganze Menge war. Manfred nahm mich zum Abschluss noch ein Stück mit und setzte mich am Beginn des Wanderwegs ab, den ich an dem Tag gehen wollte. 

Die schlafende Indianerin


Der Wanderweg, den ich ins Auge gefasst hatte, für über einen Teil des Kraterrands, der als schlafende Indianerin, la India Dormida, bezeichnet wird. In der Tat sieht der Berg vom Dorf aus gesehen wie eine liegende Person aus. Manfred setzte mich an einem Ende des Weges über den Kraterrand aus. Hier zahlt ich den Eintritt und ging den steilen Weg hinauf zum Gipfel, falls ich das so nennen kann. Ich kam vorbei an vielen kleinen Wasserfällen und am sogenannten bemalten Stein, la Piedra Pintada. Lange dauerte es nicht bis ich die Aussicht vom Kraterrand auf das Dorf geniessen konnte. Ich nahm einen anderen Weg hinunter als hinauf und ass zum Abschluss mein Mittagessen in einem der lokalen Restaurants, wo auch die Bauarbeiter sassen. Da konnte ich nichts falsch machen, es war gut und günstig. 

Der Legende nach geht der Name des Bergs übrigens auf eine indianischen Prinzessin zurück, die sich in einen weissen Krieger verliebte, der ihr Volk unterwerfen wollte. Ein Krieger ihres eigenen Stammes gestand ihr dann seine Liebe und stürzte sich nach ihrer Abweisung von einem Berggipfel in den Tod. Da sie ihr Volk nicht verleugnen wollte, entschied sie den Weissen nicht mehr wiederzusehen und wegzugehen. Sie durchwanderte weinend Berge und Täler bis sie nahe des karibischen Meeres starb. Ihr letzter Blick galt den Bergen, wo sie einst geboren wurde. Aus Rührung über diese traurige Liebesgeschichte nahmen die Berge die liegende Silhouette der Indianerin an. 







Ein kleines aber feines Schmetterlingshaus


Am Mittag des nächsten Tages wollte ich den Bus nach Panama-Stadt nehmen. Dafür musste ich lediglich am Strassenrand einen der Busse ranwinken, die El Valle - Panama oben auf der Windschutzscheibe stehen hatten. Bevor ich aber abfuhr, stattete ich dem örtlichen Schmetterlingshaus einen Besuch ab. Ich hatte nicht viel erwartet, wurde aber positiv überrascht. Erst gab es eine kleine Einführung über Schmetterling, insbesondere über den blauen Morphofalter. Dieser Schmetterling hat leuchtend blaue Flügeloberseiten, deren Farbe aber durch Reflektion des Lichts auf den Schuppen der Flügel entsteht. Es sind keine Pigmente. 

Auf die Einführung folgte der Besuch im Schmetterlingshaus. Zuerst schauten wir uns in einem getrennten Raum die Raupen und Puppen der verschiedenen Schmetterlinge an. Einige Schmetterlinge waren kurz davor aus ihren Puppen zu schlüpfen. Es war echt spannend zu sehen, wie die Puppen sich bewegten als der Schmetterling versuchte die starre Hülle auszubrechen und sich herauszuzwängen. Sobald ein Schmetterling dies geschafft hat, entfaltet er die Flügel und lässt sie trocknen. Danach ging es zu den Schmetterlingen in den Käfig. Es gab so viele verschiedene in bunten Farben, die durch die Gegend flogen. 




Nächster Stopp: Panama-Stadt


Ich stellte mich also an die Strasse gegenüber vom Hostel und wartete meinen Bus ab. Als es schliesslich gerade anfing zu regnen, tauchte er auf. Mein Gepäck wurde verladen und ich suchte mir einen Fensterplatz. Die Fahrt selbst dauerte ungefähr zwei Stunden und brachte mich an den Busbahnhof in Panama-Stadt. Von hier aus wollte ich einen anderen Bus nehmen, der mich zu meinem Hostel bringen sollte. Das war leichter gesagt als getan. Zuerst benötigte ich eine Fahrkarte, danach musste ich den richtigen Bus finden.

Die Karte war schnell gekauft. Es gibt in Panama-Stadt ein Bussystem, das über eine wiederaufladbare Karte läuft. Die Karten müssen beim Einsteigen in den Bus über ein Gerät gezogen werden, woraufhin ein pauschaler Betrag abgebucht wird. Die Karte sicher in der Tasche verstaut und mit den Rucksäcken schwer beladen, machte ich mich auf den Weg zu den Bushaltestellen. Dort musste ich aber feststellen, dass es eine Menge verschiedener Busse gab. Ich fragte mich durch und landete schliesslich in einer langen Schlange für den nächsten Bus der in meine Richtung fuhr. 

Mittels meiner Karte auf dem Handy und dem GPS verfolgte ich die Fahrt des Busses mit und wusste so, wo ich aussteigen musste. Von der Haltestelle war es dann nicht mehr weit zu meinem Hostel. Ich hatte mich für ein Hostel im Bankenviertel der Stadt entschieden. Dieses gilt als besonders sicher und hat eine gute Anbindung an der öffentlichen Verkehr. Zudem hat es ein paar Shoppingcenter in der Nähe. Ich musste nämlich noch ein paar Dinge einkaufen, bevor ich nach Südamerika flog. Dazu gehörte Kontaktlinsenmittel und eine lange Hose. Ich stellte mich auf kühlere Temperaturen in Peru ein. 



Der Panamakanal an den Miraflores-Schleusen


Viel Zeit hatte ich neben den ganzen Besorgungen in Panama-Stadt allerdings nicht. Als ein paar Mädels aus meinem Hostel vorschlugen, den Panamakanal zu besuchen war ich grad mit von der Partie. Lustigerweise hatte ich sie alle schon vorher kennengelernt. Charlene war im Poco a Poco Hostel in Nicaragua gewesen und später hatte ich sie mit Sarah zusammen im Lost & Found getroffen. Wir waren eine super Truppe und hatten echt Spass. Wir bestellten ein Uber und fuhren raus aus der Stadt zu den Miraflores-Schleusen. Hier haben sie ein riesiges Besucherzentrum aufgebaut, welches über eine Aussichtsplattform und ein kleines Museum mit Kino verfügt. 

Eigentlich wollten wir nur sehen, wie die Schiffe die Schleusen passierten und hatten gehört, dass es möglich war nur ins Restaurant zu gehen und bei einem Getränk das Schauspiel zu beobachten. An der Kasse erhielt man dafür ein Gratis-Ticket. Als wir allerdings an der Kasse standen, teilte die Dame am Schalter uns mit, dass das Restaurant geschlossen wäre. So mussten wir in den sauren Apfel beissen und den teuren Eintrittspreis bezahlen. Schlussendlich war es aber ok. Das Museum ist recht interessant und auch der Film ist nett. Obwohl es darin eher darum geht, Panama zu loben als die Geschichte und Funktion des Kanals zu erklären. 

Der Höhepunkt waren natürlich die Schleusen selbst. Die Schiffe bzw. Tanker fahren auf einer Seite rein und werden an kleinen Zügen, die auf Schienen fahren, festgemacht. Die Tore werden geschlossen und der Wasserpegel steigt. Sobald der Wasserstand dem der nächsten Stufe gleicht, öffnen sich die Tore und das Schiffe passiert die Schleuse während es immer noch an den kleinen Zügen befestigt ist. Die fahren mit dem Schiff mit. Sobald das Schiff die Schleuse verlässt, zieht es ein Schlepper, oder mehrere je nach Grösse, weiter durch den Kanal bis es selbst fahren kann. 

Ich weiss, ob die Erklärung ausreichend ist, um sich das vorzustellen. Mich hat es ziemlich beeindruckt zu sehen, welch riesige Schiffe Güter vom einen Ende der Welt ans andere transportieren. Die Schiffe werden immer grösser, was bedeutet das der Konsum steigt. Eigentlich unvorstellbar, dass diese unheimlich grossen Massen an Waren jeden Tag den Panamakanal passieren und über die Weltmeere geschifft werden. Was ich auch nicht wusste, ist dass sie den Panamakanal komplett gebaut haben. Die Verbindung zwischen Pazifik und Atlantik wurde hier von Menschenhand unter den knallharten Bedingungen des Dschungel geschaffen. Und tatsächlich wurde der Panamakanal bis Ende 1999 von den USA verwaltet. 





Es hiess Abschied nehmen von Zentralamerika


Es war also durchaus ein spannender Ausflug und ein cooler letzter Tag in Zentralamerika. Insgesamt hat mich Panama positiv überrascht. Ich bin ohne grosse Erwartungen hingegangen und hätte nicht erwartet so eine schöne Zeit dort zu haben. Es wurde Zeit für etwas Neues. Meine Vorbereitungen für die Weiterreise nach Peru waren abgeschlossen und mein Rucksack am Abend gepackt. Ich musste früh am Morgen los, um rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen. Ausnahmsweise nahm ich ein Taxi, da ich nicht genau wusste, wie ich mit dem Bus hinkommen würde und die Aussagen im Internet und an der Rezeption waren eher widersprüchlich. Lieber auf Nummer sicher gehen. 

Fast vier Monate in Zentralamerika waren damit vorbei. Ich hatte wieder einmal sehr viel auf diesem Abschnitt der Reise erlebt und gesehen. Vieles war wunderschön und unvergesslich, doch hatte es auch Momente, die ich eher weniger genoss. So zum Beispiel die zwei Stunden auf der Polizeistation in León als mein Handy geklaut worden war. Ich liess mich davon aber nicht entmutigen, mein Abenteuer fortzusetzen und bin heute natürlich froh, es soweit geschafft zu haben. Südamerika und damit der Endspurt warteten auf mich und ich würde die letzten zehn Wochen meiner Weltreise sehr geniessen.

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