Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Mittwoch, 25. Januar 2017

New Zealand North Island

Teil 1: Eine Runde ab/bis Wellington


Nachdem ich also zum zweiten Mal durch Nelson kam, war es Zeit von der Südinsel Abschied zu nehmen und mit der Fähre auf die Nordinsel überzusetzen. Ich war traurig die Südinsel mit ihrer unglaublichen Natur verlassen zu müssen, doch ich freute mich auch sehr auf die Nordinsel. Diese kommt landschaftlich zwar nicht an die Südinsel heran, bietet aber einiges mehr an Kultur. Ausserdem war ich sehr gespannt auf die Überfahrt mit der Fähre. Diese ist angeblich die schönste Fährenfahrt der Welt. 

Wir hatten ziemliches Glück mit dem Wetter. Als wir Nelson an jenem Tag verliessen, war es schön sonnig und angenehm warm. In Picton, wo die Fähre abfährt, angekommen, haben wir unser Gepäck eingecheckt und hatten erstmal etwas Zeit, bevor es losging. Ich bin etwas am Hafen und Strand spazieren gegangen und habe meinen mitgebrachten Snack verzerrt. Als es dann endlich soweit war und das Boarding begann, bin ich natürlich gleich nach ganz oben auf das Sonnendeck. Die Aussicht war genial. Wir fuhren ab und genossen die Landschaft, die an uns vorbeizog. Das Wasser ist türkisblau und die umliegenden Hügel sind grün bewachsen. Es war zwar windig, aber ich blieb trotzdem auf dem oberen Deck bis die Nordinsel schon in Sicht kam.




Wir gingen in Wellington, der Hauptstadt von Neuseeland, an Land und fuhren gleich mit dem Bus zum Hostel. Die Überfahrt hat insgesamt rund dreieinhalb Stunden gedauert. Viel Zeit blieb uns in Wellington nicht mehr, und am nächsten Morgen sollte es früh bereits weitergehen. Wir haben uns für einen Snack und ein Bier in der Hostelbar getroffen, sind dann aber weiter zur Cuba Street. Dies ist eine Fussgängerzone und bekannt für seine vielen Bars und Restaurants. Lange sind wir aber nicht geblieben. Am nächsten Tag ging es nach Taupo und von dort tags drauf via Rotorua nach Auckland. Für mich waren dies eigentlich nur Bus- und Organisationstage. Ich habe die Zeit vielfach genutzt, um meine letzten zwei Wochen in Neuseeland zu planen und ein paar Sachen zu buchen. 


Ein Inselparadies mit Delfinen nördlich von Auckland


In Auckland selbst habe ich ebenfalls nicht gross etwas unternommen. Es war bereits später Nachmittag, das Wetter war mittelmässig und ich hatte noch etwas zu erledigen. Letztendlich habe ich das Hostel nur verlassen, um einen Burger essen zu gehen. Am nächsten Tag ging es gegen 7 Uhr am Morgen in den Norden der Nordinsel, nach Paihia in der Bay of Island. Die ist ein kleiner Ort mit unzähligen vorgelagerten Inseln. Zwischen den Inseln verkehren Fähren und Ausflugsboote. Kurzerhand entschied ich mich dort einen Bootsausflug zu buchen. Denn nur so kann man die Bay of Islands erleben. Und, ganz wichtig, Delfine sehen. In Nachhinein war es eine sehr gute spontane Entscheidung. 

Das Ausflugsboot legte kurz nach Mittag ab. Es war schon recht gross und hatte einige Touristen an Bord. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mich das mittlerweile kaum noch stört. Heutzutage gibt es nicht mehr viele Ecken, die kaum besucht werden und wo man der einzige Tourist weit und breit ist. Der Tourismus ist für viele Länder eine wichtige Einnahmequelle und wird deshalb auch gefördert. Naja, und dann hat es halt auch mal grössere Boote, um der Nachfrage zu entsprechen. Ich liebe Bootsfahrten bzw. Schiffstouren. Das Wetter war super, schön sonnig, aber nicht zu heiss. Wir verliessen den Hafen von Paihia und fuhren durch die Bay of Islands an vielen der Inseln vorbei. 

Vor einer der Inseln sahen wir dann endlich auch Delfine. Es ist faszinierend zu sehen, wie verspielt diese Tiere sind. Sie schwimmen neben dem Schiff entlang und springen aus dem Wasser als wollten sie uns eine besonders gute Show liefern. Ausserdem sind sie einiges grösser als ich immer dachte. Es war wirklich toll ihnen für einige Momente zuzusehen. Schon allein deshalb hat sich die Tour gelohnt. Als nächstes machten wir für rund eine Stunde Halt auf einer der Inseln. Diese Insel hat einen kleinen Hügel, den man erklimmen kann und von wo aus man einen tollen Rundumblick hat. Türkisblaues Wasser, goldgelber Sandstrand und grüne Wiesen: das war einfach unglaublich schön. 

Der nächste Höhepunkt erwartete uns schon kurz nach der Abfahrt von der Insel Otehei. Wir fuhren zum äussersten Punkt der Bay of Islands. Dort gibt es einen Felsen im Meer, der ein Loch hat. Es sieht aus wie ein riesiges Tor, und wir fuhren mitten durch. Das war recht cool. Vor allem, weil das Loch im Felsen eher klein aussieht und unser Schiff doch eher ein grösseres war. Wir haben aber perfekt durchgepasst und aus der Wellengang hat mitgespielt. Von dortaus ging es dann wieder Richtung Paihia. Vorher haben wir noch einen Stopp in Russel eingelegt. Dort bin ich dann kurzerhand raus und später auf eigene Faust mit der Fähre nach Paihia. Der kleine Spaziergang in Russel war ganz schön und sicher die zusätzliche Stunde wert. 






Die Reise zum spirituellsten Ort in Neuseeland


Tagsdrauf ging es wieder einmal sehr früh los. Ein zum Bus umgebauter schwedischer Lastwagen holte uns am Hostel ab und wir fuhren noch weiter nördlich als wir sowieso schon waren. Ziel war Cape Reinga, der nördlichste Punkt von Neuseeland und ein sehr wichtiger Ort für die Maori, die Ureinwohner des Landes. Die Maori glauben, dass die Geister derjenigen, die in Neuseeland sterben, in Cape Reinga die Reise in ihre spirituelle Heimat antreten. Gleichzeitig ist es einer der schönsten Orte, die ich dort gesehen habe. 

Soweit unser Ziel für den Tag, vorerst erwarteten uns noch zwei weitere Stationen. Mit dem Bus fuhren wir auf den 90 Mile Beach und verbrachten dort ein paar Minuten. Mehrheitlich um ein paar Muscheln zu sammeln. Bei Ebbe liegen die dort nämlich knapp unter dem Sand und lassen sich gut und schnell ausgraben. Nachdem wir einen Eimer gefühlt hatten, fuhren wir weiter den Strand entlang. Ich hatte dies ähnlich schon mal in Australien erlebt. Man fährt über den Strand als wäre eine Autobahn. Auch diesmal hat es mir gut gefallen.




Der nächste Stopp waren die Sanddünen von Te Paki. Dort kann man Sand Boarding machen, eine ganz tolle Erfindung. Mit dem Bodyboard unterm Arm muss man dafür erst einmal die steile Sanddüne erklimmen. Das war schon ziemlich anstrengend. Oben angekommen starrt man dann nach unten und fragt sich, ob man sich da jetzt wirklich Kopf voraus auf dem Bauch liegend runterstürzen will. Was soll's, dachte ich mir. Die kleinen Kinder nebendran schaffen das ja auch irgendwie. Nach Anleitung unseres Guides legte ich mich also auf das Brett und düste runter. Geiles Erlebnis war das. Unten am Fuss der Düne hat es noch diesen Fluss, mit nur fünf Zentimeter Wasser. Rast man also schnell genug die Düne runter, gleitet man über die Wasseroberfläche bis zu anderen Seite ohne wirklich nass zu werden. Der Hammer!




Nach diesem Spass fuhr der Bus also endlich nach Cape Reinga, um dort zum berühmten Leuchtturm zu spazieren. Für den Aufenthalt auf dem Land gibt es sogar eine Regel, Essen verboten. Die Maori sehen dies als Beleidigung der Geister an. Eigentlich nicht zu viel verlangt, aber manche Touristen schafften es tatsächlich, dies zu missachten. Eben, auch hier waren viele Menschen unterwegs, aber es hielt sich noch in Grenzen. Ich spazierte den Weg entlang und genoss immer wieder die Aussicht. Es ist ein wahnsinnig schöner Ort und hat einfach etwas besonderes. Hätte ich die ganzen Legenden der Maori behalten können, würde ich sie hier wiedergeben. Sie sind so interessant. Man sieht übrigens auf dem ersten BIld wie der Pazifik und die Tasmanische See aufeinander treffen, da wo die Wellen sind.






Die Nordinsel wartet! Und Weihnachten!


Via Auckland ging es zwei Tage später los auf die Rundreise durch die Nordinsel. Ich würde zwei Orte besuchen, die ich schon mal gesehen hatte, aber mehr Zeit verbringen. Ansonsten warteten jede Menge neuer Orte und Sehenswürdigkeiten auf mich. Ausserdem stand Weihnachten kurz bevor. Das war wirklich total an mir vorbeigegangen. Erst bei der Abfahrt in Auckland wurde mir klar, dass am nächsten Tag schon tatsächlich Heiligabend war. Wir hatten aber eine sehr tolle Busfahrerin, Heli, die gleich mit ein paar Ideen um die Ecke kam. Dazu gehörte Wichteln und ein Frühstück am Weihnachtsmorgen. 

Der erste Stopp war Hot Water Beach auf der Coromandel Halbinsel. Dieser Ort hat zwei besondere Sachen für uns bereitgehalten. Zum einen befindet sich die Cathedral Cove in der Nähe, ein spektakulärer Ort am Meer, den man nur zu Fuss oder über Wasser erreichen kann. Am Ankunftstag sind wir mit der ganzen Gruppe dorthin gewandert. Dies ging rund eine Stunde, hat sich aber voll gelohnt. Das Wetter war wunderschön und trotz kaltem Wasser sind wir eine Runde baden gegangen. 




Eine andere Sache findet immer bei Ebbe direkt am Hot Water Beach statt. Dann pilgern nämlich ganze Menschenmassen mit Schaufeln an den Strand und graben sich Pools. Direkt unter dem Sand hat es heisse Quellen. Gräbt man also ein Loch, füllt sich dieses mit heissen Wasser und man kann sich reinsetzen. Drumherum baut man dann noch eine Mauer, damit das kalte Meerwasser mit den Wellen nicht in den Pool kommt. Man sollte nur aufpassen, dass der Pool nicht zu heiss wird, denn die Quellen sind durchaus heiss genug, um einem die Füsse zu verbrennen, wenn man sich einfach so auf den Sand stellt und mit den Füssen bisschen buddelt. 


Heiligabend bin ich in eine dunkle Höhle geklettert


Am nächsten Morgen ging es weiter nach Waitomo. Dieser Ort ist für seine Höhlen voller Glühwürmchen bekannt. Und es hat dort eine Menge unterirdischer Höhlen. Wie es auf dem Kiwi Bus üblich ist, kann man sich überall für irgendwelche Abenteuer anmelden. Da Weihnachten war, habe ich mich entschieden, dass ich mir das grösste Abenteuer gönne. Es hiess Black Water Rafting - The Abyss und war eine fünfstündige Tour in der Ruakuri Höhle und auf dem unterirdischen Fluss. Sie bestand auf verschiedenen Teilen, darunter Abseilen in die Höhle, Ziplining in der dunklen Höhlen sowie auf Reifen über den Fluss fahren und die Glühwürmchen beobachten. 

Nach dem Check-in im Hostel in Waitomo ging es auch schon los. Wir wurden zuerst vollkommen ausgestattet mit einem Wetsuit, Jacke und Stiefeln, dazu noch ein Helm mit Lampe und ein Klettergurt. In voller Montur wurden wir dann zum Höhleneingang gefahren. Dort übten wir erst einmal, wie das mit dem Abseilen überhaupt geht. Schliesslich sollten wir uns selbstständig über dreissig Meter in die Höhle abseilen, durch einen trichterförmigen Eingang, der sich später weitet. Ich hatte natürlich die Hose voll, bzw. den Wetsuit, als es soweit war. Aber es hat erstaunlich gut geklappt und innert kürzester Zeit war ich unten und sass im Dunkeln. 

Sobald alle unten waren, machten wir uns auf zur nächsten Station. Dort wartete ein Stahlseil auf uns, das einfach in die Dunkelheit führte. Wir hatten nur unsere Helmlampen und konnten dementsprechend nicht viel sehen. Als alle am Startpunkt waren, hiess es wir sollten die Lampen ausmachen. Einer nach dem anderen düsten wir dann durch die Dunkelheit nach unten in die Höhle. Es war genial, denn man sah bereits überall die Glühwürmchen an der Decke. Wir machten dort noch eine kleine Pause, tranken heisse Schokolade und assen einen sehr süssen Keks. Dies sollte uns Energie geben für die nächste Etappe.

Es ging nämlich ins Wasser. Mit dem Schwimmreifen unter dem Hintern sprangen wir aus zwei Metern nach unten ins eiskalte Wasser. Und wenn ich sage eiskalt, dann meine ich wirklich saukalt, trotz Vollmontur. Sobald alle im Wasser waren, trieben wir den Fluss entlang soweit wie es ging. Dort angekommen, formierten wir uns zu einem Menschenfloss. Jeder nahm die Beine seines Hintermanns unter die Arme und hielt sich seitlich am Nebenmann fest. Danach machten wir die Lampen aus und liessen uns von unseren Guides über das Wasser ziehen. Dabei blickten wir an die Decke und sahen zig Tausende von Glühwürmchen über uns. Es war unbeschreiblich schön und für mich die Weihnachtslichter an Heiligabend. 

Nachdem wir die Reifen wieder abgelegt hatten erwartete uns die letzte Herausforderung. Wir mussten irgendwie wieder aus der Höhle kommen. Dazu mussten wir erst eine Weile den Fluss hinaufgehen, durch ein schmales Loch kriechen und schlussendlich noch zwei Wasserfälle hochklettern. Es war ein Heidenspass, mehr kann ich dazu gar nicht sagen. Die fünf Stunden sind wie im Flug vergangen und ich war fast traurig, dass es schon vorbei war. 




Zurück am Hostel ging ich noch schnell auf mein Zimmer und holte mein Wichtelgeschenk. Der Rest der Gruppe wartete nämlich schon auf uns in der Bar vor dem Hostel und war bereit endlich zu Wichteln. Ich hatte am Nachmittag im Bus die Zettel mit den Namen vorbereitet. Wer auch sonst? Ich liebe Wichteln. Und ich bin so glücklich gewesen, es trotz allem auch dieses Jahr machen zu können. In der Bar gab es dann bereits eine Tischecke voller Geschenke. Einer der Jungs hatte eine Weihnachtsmütze auf und machte deshalb auch gleich den Weihnachtsmann. Und was soll ich sagen? Ich habe ein super Geschenk bekommen! Einen aufblasbaren Kiwivogel - so cool! Wir haben ihn im Laufe des Abends Karl genannt. Ach ja, und es gab noch ein kleines Highlight. Sternegucken mit Sternschnuppen. Heiligabend mal ganz anders, aber definitiv mega schön.


Und weiter gehen die Weihnachtsfeierlichkeiten


Am Weihnachtsmorgen bereiteten wir alle gemeinsam in der Hostelküche ein königliches Frühstück zu. Mit Eiern, Speck, Kartoffelecken, Toast, gebratenen Pilzen und Toast sowie einem riesigen Obstsalat. Es war wirklich fein. Und das beste war, dass alle dazu beigetragen haben. Anschliessend fuhren wir gleich weiter nach Rotorua. Auf dem Weg machten wir noch einen Stopp, um eine kleine Wanderung durch ein Schlucht zu unternehmen. In diesem Gebiet wurde früher Gold geschürft und man sieht noch alte Schienen, Loren und kann durch die Tunnel laufen. Viel anderes konnten wir nicht machen, da am Weihnachtstag alles geschlossen ist. 





Im Hostel haben wir uns deshalb auch gleich für das Weihnachtsessen am Abend angemeldet. Es versprach nicht allzu viel, aber war die einzige Möglichkeit, etwas zu essen und vor allem zu trinken. Viel mehr konnten wir an diesem Abend nicht machen. Bevor es aber ans Essen ging (und ans Bier, hehehe), bin ich noch mit einem anderen aus unserem Bus etwas durch den Park von Rotorua gelaufen. Es hiess nämlich, man sollte auf keinen Fall allein in diesen Park gehen, unerheblich ob am Tag oder bei Nacht. In diesem Park gibt es eine Menge blubbender Schlammlöcher und es in der Luft hängen schwefelige Dampfwolken. Rotorua liegt auf dem Pazifischen Feuerring und ist damit ein geothermisches Wunderland. 

Das habe ich am nächsten Tag auch nochmals kurz angeschaut. Ich bin an den See von Rotorua gelaufen und dort entlang der Sulphur Bay spaziert. Dieser Teil des Sees steht unter Naturschutz und ist Heimat verschiedener Vogelarten. Durch den überdurchschnittlich hohen Schwefelgehalt des Wasser hat der See eine grünlich-milchige Farbe. Sobald man aber die Gegend der Sulphur Bay verlässt, nimmt der Schwefelgehalt ab und die Farbe wechselt ins Blau. Fand ich persönlich ganz spannend. Es hat natürlich überall nach Eiern gerochen, wenn ihr wisst, wie ich meine. 


Zu Besuch im Tamaki Maori Dorf


Am späten Nachmittag fuhren wir wieder mit der ganzen Gruppe zu einer Aktivität. Dabei handelte es sich um den Besuch des Maori Dorfes. Für alle Teilnehmer von Kiwi Experience gibt es die Möglichkeit, eine Nacht in diesem Dorf zu verbringen. Alle anderen Gäste kommen nur für den Abend und das Essen. Ich muss dazu sagen, dass es natürlich kein echtes Dorf ist. Es ist eine touristische Sache, mit vielen Showeinlagen. Aber ganz ehrlich? Anders lässt sich diese alte Kultur kaum noch so darstellen, wie sie einst war, oder? Mir hat diese Aktivität sehr gut gefallen, da es auch um die Gemeinschaft innerhalb unserer Gruppe ging und wir so eine tolle Zeit hatten. 

Nach der Ankunft in Dorf wurden wir erst einmal von unseren Gastgebern begrüsst, alles auf Maori. Die Sprache hört sich so toll an. Danach mussten wir als Antwort ein Lied singen. Wir hatten nur die fünfzehn Minuten Busfahrt Zeit gehabt, uns etwas zu überlegen. Wir hatten uns für Last Christmas entschieden, sehr einfach. Und wir schlugen uns nicht so schlecht. Lauthals gröhlten wir den beiden Maoris den Refrain entgegen. Anscheinend war es gut genug, denn anschliessend erwarteten uns Kaffee, Tee und Snacks. Es war unglaublich lecker. Es gab etwas ähnliches zu dem, was meine Oma Ella immer backt. Dicke Kugeln aus Hefeteig, die einfach in Fett frittiert werden. Hm, so gut! Ich habe mir gleich zwei davon gegönnt.

Als nächstes wurde uns die Unterkunft für die Nacht gezeigt. Es gab drei grosse Häuser mit jeweils zwanzig sehr bequemen Betten. Die Häuser sind den typischen Maori Häusern, den Wharenui, nachempfunden und dementsprechend auch verziert. Nachdem wir alle im ersten Haus Platz genommen hatten, ging die Geschichtsstunde los. Reihum wurden uns die einzelnen Figuren der Verzierungen und ihre Geschichten erzählt, darunter auch die Geschichten wie die Welt und auch Neuseeland entstanden sind. Mir haben diese Geschichten sehr gut gefallen und ich hätte ewigst zuhören können.

Es wartete aber schon der nächste Tagespunkt, Spielen und Singen. Für das Spiel erhielt jeder einen Stock, der musste im Kreis zur Person nebenan geworfen werden. Alle sollten gleichzeitig werfen und eben auch den nächsten Stock fangen. Und das Ganze, ohne dass Chaos ausbricht. Nachdem das halbwegs klappte, wurde noch einer obendrauf gesetzt: der Stock sollte zum Übernächsten geworfen werden. Waaaas? Ja, auch das hat mehr oder weniger geklappt. Es war unheimlich lustig. Genauso wie das Singen. Wir sangen auf Maori, und tanzten dazu. Wir sollten es später beim Abendessen der ganzen Gesellschaft aufführen. 

Diese Gesellschaft traf auch kurz darauf schon ein. Dies waren all die Leute, die nur die Show mit Abendessen gebucht hatten. Bei der Show wurde praktisch vorgeführt, wie die Maori andere Stämme bei sich begrüssten, wie sie lebten und kochten, das Ganze ergänzt durch eine Tanz- und Gesangseinlage inklusive Haka der Männer. Und das Essen war der Hammer! Das beste Essen, das ich in Neuseeland hatte (und das teuerste, höhöhö). Maori kochen ihr Essen in einem Loch in der Erde. Sie graben also ein Loch, machen darin ein Feuer und legen Steine rein bis diese heiss sind. Darauf kommt dann das Essen in grossen Körben. Das Ganze wird zugedeckt und mit Erde zugeschüttet. Nennt sich Hangi und ist ein Traum. Für uns gab es Lamm und Hühnchen, dazu Kartoffeln und Karotten. Später auf dem Buffet gab es noch einiges mehr, sogar Fisch in einer feinen Kokossauce. 






Zwischen Hauptgang und Dessert haben wir dann noch kurz unsere Gesangseinlage vorgeführt. Danach sind die anderen Touris alle abgerückt und wir hatten das Dorf wieder für uns. Es erwarteten uns ein paar Hot Pools und eine kleine Bar. Wir genossen den Abend noch gemeinsam bevor wir uns in die gemütlichen Betten begaben. Nach dem Frühstück am nächsten Tag fuhren auch schon wieder ab. Es ging weiter nach Taupo. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen Stopp im Redwood Forest für einen kleinen Spaziergang.





Mein Traum vom Tongariro Crossing geht in Erfüllung


Auf dem Weg nach Taupo hatten wir die Möglichkeit uns für das Tongariro Alpine Crossing am nächsten Tag anzumelden. Dabei handelt es sich um die beliebteste und eine der schönsten Tageswanderungen in Neuseeland. Und ich wollte sie unbedingt machen. Dies geht aber nur, wenn das Wetter mitspielt. Ansonsten wird es abgesagt. Grundsätzlich muss man für die Wanderung natürlich nicht zahlen. Allerdings ist es keine Rundwanderung. Anfangs- und Endpunkt liegen rund 19 Kilometer von einander entfernt. Wir kauften uns also Bustickets für die Fahrt von Taupo zum Startpunkt und vom Endpunkt zurück nach Taupo. Pro Fahrstrecke braucht man schon mal rund anderthalb Stunden. Dazu nochmals ca. sieben bis acht Stunden für die Wanderung, je nachdem wie viele Pausen man einlegt und wie schnell man unterwegs ist. 

Bevor es also am nächsten Tag um halb sechs am Morgen losgehen sollte, ging ich Verpflegung einkaufen. Unterwegs gibt es nämlich weit und breit nichts zu kaufen und man hat nur das, was man mitbringt. Sie empfehlen mindestens zwei Liter Wasser und ein Lunchpaket. Ausserdem bereitete ich meine sogenannte Ausrüstung vor. Dünner Pulli, dicker Pulli, Schal, Mütze, Regenjacke... mehr habe ich ja auch gar nicht dabei. Und ich habe wirklich alles davon gebraucht. Nicht die ganze Zeit, aber schon eine ganze Weile. 
Um halb sechs stand ich also am nächsten Morgen bereit und der Bus war kurz darauf auch schon da. Während der Fahrt gönnte ich mir noch ein kleines Schläfchen und schon kam mein Bus mit zig anderen am Startpunkt an. Da bildete sich auch schon die erste grosse Schlange am WC-Häuschen. Ich traf dort auch gleich auf meine Bus-Freunde und wir machten uns gemeinsam an die Wanderung. Gegen sieben Uhr am Morgen liefen wir los. Es war eine lange Wanderung, aber unglaublich schön. Herr der Ringe Fans werden sicherlich Mount Doom - oder den Schicksalsberg - kennen; Sauron hat hier den Meisterring geschmiedet, die Schlacht fand an den Hängen stand und Frodo hat schlussendlich den Ring dorthin gebracht, um ihn zu vernichten.

Der erste Teil des Weges führt am Fusse des Mount Doom entlang, dessen richtiger Name Mount Nhauruhoe ist. Danach steigt man über eine weite Strecke recht steil hinauf, sie nennen diesen Teil Devil's Staircase. Es folgt eine grosse weite Ebene und danach der Aufstieg zum Roten Krater. Dieser sieht ziemlich cool aus. Von hieraus geht es dann wieder hinuter zu den Emerald Lakes, wunderschöne grün-türkise kleine Seen, die als heilig betrachtet werden. Ab diesem Punkt hat man die Hälfte geschafft und wir machten hier eine kurze Mittagspause. Genau wie tausend andere Touristen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie viele Leute auf dieser Wanderung unterwegs sind. 

Der letzte Rest führt am Blue Lake entlang, ein etwas grösserer und doch eher blauer See als die Emerald Lakes. Aber diesem Punkt sieht man dann auch endlich den See von Taupo. Das ist der grösste See des Landes und der Kratersee eines vor rund 25'000 Jahren kollabierten Riesenvulkans. Der Ausbruch wird als einer der grössten der letzten 250'000 Jahre betrachtet. Anschliessend beginnt auch schon der Abstieg zum Endpunkt, wo der Bus auf uns warten würde. Der Weg wird immer grüner und führt vorbei an Vulkanfeldern, über die Schwefelwolken ziehen. Uns bot sich eine ziemlich coole Aussicht. Je weiter wir nach unten kamen, desto wärmer wurde es dann auch. Unten angekommen, mussten wir noch eine Weile in der Hitze warten bis der Bus endlich abfuhr. 

Abschliessend kann ich nur sagen, dass es mindestens genauso toll war, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich bin ziemlich stolz, dass ich diese anstrengende Ganztageswanderung gemacht habe und noch glücklicher, dass das Wetter gut war. An dem Abend bin ich früh, und sehr zufrieden, ins Bett. Am nächsten Morgen hat mich nämlich wieder der grüne Bus für die nächste Etappe abgeholt. 









Ein Wasserfall bei Regen und eine abgelegene Unterkunft


Der erste Stopp auf dieser Reise war wieder der Tongariro National Park. Hier wollten wir eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall machen. Alternativ bestand die Möglichkeit zum Skigebiet zu fahren und mit der Gondel hoch und in den Schnee zu gehen. Das Wetter an diesem Tag war recht bescheiden. Trotzdem waren wir eine kleine Gruppe, die sich entschloss, die Wanderung zum Wasserfall zu machen. Der Busfahrer liess uns raus und versprach in rund zwei Stunden wieder zurück zu sein. Während wir durch den Wald und über Stock und Stein liefen, fing es dann bald auch an zu regnen. Trotzdem war es cool, den Wasserfall zu besuchen. Soweit ich weiss, hat der Rest der Gruppe einfach nur in einem Café am Skigebiet rumgehangen. Kaum waren wir zurück, stand auch schon der Bus am Treffpunkt und wir fuhren weiter. 



Das Endziel des Tages war eine abgelegene Lodge an einem Fluss in einem Tal - die River Valley Lodge. Und es hat dort wirklich nicht viel. Wir nahmen eine schmale und kurvenreiche Strasse soweit es ging. Dies war der einzige Moment, wo ich mich im Bus anschnallen musste, damit ich nicht aus dem Sitz flog. Irgendwann war die Strasse zu klein und steil für den Bus und wir mussten unser Gepäck in einen kleinen Bulli umladen. Der Bulli fuhr davon und wir mussten den Rest des Weges zu Fuss bewältigen. Aber es hat sich gelohnt, die Lodge war zwar einfach, aber doch recht schön. Wir wurden vom Inhaber begrüsst und bezogen gleich unsere Zimmer. Da es in der Lodge kein Internet oder Handyempfang gibt, setzten wir uns in die Bar, assen und tranken. Es war wirklich ein sehr feucht-fröhlicher Abend, mit lustigen Spielen und viel Gequatsche. 

Den nächsten Tag konnten wir bis am Mittag gestalten wie wir wollten. Ich ging mit ein paar Mädels in der Gegend um die Lodge spazieren und fand es einfach wunderschön. Das Wetter war super und das Hausschwein der Lodge begleitete uns auf der kleinen Wanderung durch den Busch. Andere Leute aus dem Bus waren zum Rafting unterwegs. Nachdem das Gepäck dann am Mittag mit dem Bulli wieder zum Bus geschafft worden war, gingen auch wir den steilen Hang hinauf und fuhren ab nach Wellington. Hier würde ich dann mit ein paar Leuten Silvester verbringen, bevor es nach Auckland ging und kurz darauf Zeit wurde, von Neuseeland Abschied zu nehmen. Dazu aber im nächsten Beitrag mehr.



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