Aurelius Augustinus

Die Welt ist ein Buch. Wer nicht reist, sieht nur eine Seite davon.
~Aurelius Augustinus~

Samstag, 22. April 2017

Guatever - zum Zweiten

Da sass ich nun endlich im Shuttle unterwegs nach Antigua und war alles andere als entspannt. Ich hatte es nämlich nicht im Vorfeld geschafft, eine Unterkunft zu buchen. In der Regel hatte ich bis dahin immer etwas vorgebucht, zumindest für eine Nacht. So wusste ich weder, wo ich ankommen werde, was für Unterkünfte es hat, noch wo ich die Nacht verbringen würde. Schlussendlich war dies alles kein Problem. In meinem Reiseführer fand ich ein Hostel, das ziemlich ansprechend klang und auch meinem Budget entsprach. Auf meiner Offline-Karte im Handy schaute ich nach, wo es lag. Sobald wir in Antigua waren, schaute ich nach, wo wir uns befanden. Ha, ich hatte Glück. Knapp hundert Meter von eben diesem Hostel liess uns der Fahrer aussteigen. 

Ich lief um die Ecke und konnte eines der letzten zwei freien Betten ergattern. Und das Beste: im Eingangsbereich traf ich auf Keira, meine Reisefreundin von Belize. Das Leben ist super! Keira machte sich auf den Weg, um einen Vulkan für den Sonnenuntergang zu besteigen und ich bezog erst einmal mein Zimmer. Mit dem Hostel hatte ich echt Glück und fühlte mich grad wohl dort. Vor allem auch, weil ich zufällig in Keiras Zimmer gelandet bin. Die Welt ist echt klein, insbesondere auf den Top-Backpacker-Reiserouten.


Antigua: Kolonialarchitektur und Vulkane


Antigua ist die ehemalige Hauptstadt von Guatemala. Bei einem Erdbeben von mehr als 200 Jahren wurde die komplette Stadt jedoch so stark zerstört, dass die Guatemalteken die Hauptstadt nach Guatemala-Stadt verlagerten. Touristisch ist Antigua mit seiner spanischen Architektur, den bunten Gebäuden und historischen Kirchen allerdings viel interessanter und ansprechender als die heutige Hauptstadt Guatemalas. Ein erster Spaziergang durch die Stadt führte mich vorbei an netten Caféś und Geschäften sowie halb zerstörten Kirchenruinen. Ausserdem hat man von der Stadt aus einen tollen Blick auf die drei umliegenden Vulkane Agua, Acatenango und Fuego. Fuego ist äussert aktiv und spuckt des Öfteren Lava und Asche. 

Gleich für den nächsten Tag buchte ich einen Ausflug zum Vulkan Pacaya - ebenfalls ein aktiver Vulkan in der Gegend um Antigua. Am Nachmittag fährt man los zum Fusse des Vulkans und dem Startpunkt der Wanderung hinauf. Die Wanderung an sich dauert nur rund eine Stunde, da es nicht mehr möglich ist, ganz auf den Gipfel zu steigen. Dies ist viel zu gefährlich bei der aktuellen Aktivität des Vulkans. Der Aufstieg an sich ist nicht besonders schwierig. Sollte man dennoch Probleme haben, ihn zu meistern, kann man sich ein Pferd mieten. Ich war selbst erstaunt, wie viele Leute dies in Anspruch genommen haben. 

Am höchsten Punkt angekommen, schaut man auf ein Feld von erkalteter Lava vom Ausbruch des Vulkans in 2010. Dort gibt es zahlreiche Spalten, durch die die heisse Luft aus dem Inneren des Vulkans strömt. Die zahlreichen Tourenveranstalter haben sich deshalb etwas ganz Tolles einfallen lassen - sie lassen die Touristen dort Marshmallows rösten. Ziemlich fein! Man spiesst den süssen Würfel auf einem Holzstock auf und hält diesen in eine der heissen Spalten. In ein oder zwei Minuten ist der Marshmallow goldbraun gebacken und fertig zum Verspeisen. 

Ein Stück weiter schauten wir später den Sonnenuntergang. Wirklich ein toller Anblick. Man schaut, natürlich, gen Westen und sieht dort die beiden Vulkane Acatenango und Fuego. Und an diesem Abend war Fuego besonders aktiv. Er spuckte so viel Lava, dass man diese am Hang hinunterfliessen sehen konnte. Je dunkler es dann wurde, desto besser war das ganze Schauspiel zu sehen. Und auch Pacaya war aktiv, wir hörten es ständig grummeln und sahen ab und an Steine aus dem Krater schiessen.




In Antigua selbst habe ich ansonsten nichts besonderes unternommen. Ich bin durch die Strassen geschlendert, habe die alten Ruinen von Kirchen bewundert, habe ein paar kleine Sachen auf dem Markt gekauft und ansonsten in netten Caféś oder Restaurants gesessen. Ich habe andere Reisende getroffen, die ich schon von Mexiko, Belize oder einem anderen Ort in Guatemala kannte. Abends sind wir durch ein paar Bars gezogen und haben lokales Bier getrunken. Ich war viel mit Keira unterwegs bis sie abgereist ist. 

Antigua ist dabei gar nicht mal so günstig wie man denken mag. Viele Caféś bieten richtig guten Kaffee an, der dann auch durchaus seinen Preis hat. Zwar sind die Preise noch lange nicht so hoch wie in der Schweiz, aber als Backpacker merkt man das schon. Einmal ist mir tatsächlich das Geld ausgegangen. Irgendwie habe ich gedacht, ich hätte noch genug, stellte dann beim Abendessen fest, dass es mir so grad reicht, um die Rechnung zu bezahlen. Abheben konnte ich an dem Abend nichts mehr, da die Geldautomatenhäuschen bereits geschlossen waren. Da ist nämlich immer ein Sicherheitsmann, der sie bewacht und der hat halt auch irgendwann Feierabend. Für mich war es ok, schliesslich konnte ich mit meinem Restgeld noch gut was essen und am nächsten Morgen dann auch wieder Geld abheben. Alles halb so wild.






Surfen an der Pazifikküste von Guatemala


Surfen wollte und will ich so viel wie möglich auf dieser Reise. Deshalb habe ich ständig geschaut, wo es welche Spots gibt und wie das Wellenreiten dort so ist. Als ich im Hostel in Antigua war, sah ich dort eine Werbung für das Driftwood Surfers, welches an der Pazifikküste in El Paredon nur rund zwei Stunden von Antigua entfernt liegt. Der Plan stand sodann. Ich buchte ein Bett im Driftwood Surfers und mit dem Shuttle ging es direkt hin. Fast alle aus dem Shuttle stiegen dort ab und wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut. Wir wurden dort auch ziemlich nett empfangen. 

Das Hostel dort befindet sich direkt am Strand, hat einen Pool, ein Beachvolleyballfeld und einen kleinen Surfbrettverleih. Was braucht man mehr? Gut, ich sollte jetzt den Strand näher beschreiben. Der Sand ist schwarz und wird während des Tages (weil es immer heiss und sonnig ist) sehr sehr warm. Man kann kaum über den Sand zum Wasser laufen, ohne sich die Füsse zu verbrennen. Sieht sehr witzig aus, wenn alle mit ihren Surfbrettern über den Strand rennen. Ausserdem erwähnenswert ist, dass man durch die Biegung des Strandes den Sonnenauf- sowie den Sonnenuntergang sehen kann. Ziemlich cool, habe ich auch beides mitgenommen. Ah ja, und man duscht mit salzigen Wasser. Keine Ahnung, warum. Es ist auch echt komisch, sich mit Salzwasser die Zähne zu putzen. 

Am ersten Tag habe ich auch gleich nach einem Surfbuddy gesucht. Schliesslich hat die nette Frau von der Rezeption gesagt, man soll ja nie allein schwimmen gehen, weil die Strömung so stark ist. Viele Leute sind nicht Surfen gegangen, kam mir gleich etwas komisch vor. So schlecht war es nicht, auch wenn es nicht unbedingt gut war. Ich habe doch die eine oder andere grüne Welle gesurft. Am Abend wurde mir dann auch klar, was eigentlich abging. Das Driftwood ist mehr ein Partyhostel als eine Surfbude. Leider. Auch wenn die Party lustig war. Nach dem gemeinsamen Abendessen - ein allabendliches Buffet zum fixen Preis und mit wechselnder Küche - wurden Trinkspiele gespielt. 

Eben, wir starteten also mit der "Power Hour". Während einer Stunde spielten sie 60 Lieder für jeweils eine Minute, zu denen wir den Filmtitel erraten sollten. Jeder erhielt ein Bier und ein leeren Shotglas. Dies galt es immer schön mit Bier aufzufüllen und leerzutrinken sobald ein neuer Songs begann. Eine Dose Bier reichte für rund zehn Shots. So, die Mathegenies unter uns, die aufgepasst haben, können nun berechnen wie viel Bier jeder am Ende dieser Stunde getrunken hatte. Hahaha, es war ein lustiger Abend, mit einer betrunkenen Runde Billard und einem Lagefeuer am Strand. 





Never Stop Exploring


Die nächsten Tage liefen mehr oder weniger gleich ab. Etwas Surfen, am Strand chillen und mit Reisenden aus aller Welt Geschichten austauschen. Wir konnten den Ort richtig geniessen, da es auch kein Internet hatte und somit auch niemanden, der den ganzen Tag in sein Smartphone starrte. Ich habe da dann auch eine faszinierende Entdeckung am Strand gemacht. Ich ging so spazieren am Morgen und sah plötzlich diese seltsamen Spuren im Sand. Irgendetwas schien knapp unter der Sandoberfläche zu sein. Natürlich habe ich es grad ausgegraben. Es schien eine flache Scheibe zu sein, aber es hatte so Härchen und die bewegten sich. WTF? Und plötzlich fing es an sich wieder im Sand einzugraben. Was für ein seltsamer Anblick. Jetzt, wo ich diesen Text schreibe, weiss ich was es ist. Ein Sanddollar - hier ein Video. 

Es hat rund anderthalb Monate gedauert bis ich rausgefunden habe, was es ist. Wie sollte man soetwas auch bei Google finden, wenn man nicht den leisesten Schimmer hat, was es sein könnte. Irgendwo an einem Strand in Nicaragua beschrieb ich einem Hobbybiologen, ein älterer Herr, der am Abend mit uns Bier trank, was ich da gefunden hatte. Und der wusste sofort, was es ist. Sanddollars gehören zu den Seeigeln und leben an flachen Sandküsten aller Meere. Sie haben Skelette aus Kalkplättchen und feine Härchen, die immer in Bewegung sind, um Nahrung zum Mund zu führen. Faszinierend, wieder etwas gelernt. 


Da wartet eine echte Herausforderung


Bevor ich zum Strand nach El Paredon fuhr, wusste ich nicht wirklich, wie meine weitere Reise aussehen würde. Ich wusste, ich wollte noch zum See Atitlan und danach weiter nach Nicaragua. Mir wurde dann aber klar, dass ich eventuell doch noch den Vulkan Acatenango besteigen muss. Als ich noch in Antigua war, haben alle darüber geredet. Es handelt sich dabei um eine sehr anspruchsvolle Wanderung zum Gipfel des zweithöchsten Vulkans von Guatemala. Von dort geniesst man einen unglaublich guten Ausblick auf den aktiven Fuego. Es ist eine zweitägige Tour mit einer Übernachtung im Zelt knapp unter dem Gipfel auf 3'700 Metern. Der Aufstieg um die fünf Stunden und muss dabei sein ganzen Gepäck inklusive Schlafsack, Isomatte, Wasser und Essen selbst tragen. 

Ok, ich wollte die Tour machen und fuhr dafür nach Antigua zurück. Ich hatte mich auch schon für einen Veranstalter entschieden. Es hat unzählige Anbieter mit verschiedenen Paketen zu unterschiedlichen Preisen. Ich hatte von der Tour vom Tropicana Hostel nur gute Rückmeldung en gehört. Sie gehören zu den günstigeren Anbietern, boten aber eine lohnende Tour. Gleich nachdem ich mich angemeldet hatte, machte ich mich an die Vorbereitungen. Ich kaufte vier Liter Wasser, einiges an Snack sowie Fliesshandschuhe und ich mietete eine dicke Jacke. So etwas hatte ich nicht dabei. Danach packte ich meinen Rucksackinhalt in einen riesigen schwarzen Müllsack. Der Grossteil meiner Klamotten sollte im Hostel bleiben und der mein Backpack sollte mit auf den Vulkan. Irgendwo musste ich später schliesslich den Schlafsack, die Isomatte und ein Teil vom Zelt unterbringen. Ich war sowas von bereit, es konnte losgehen. 

Der Schweiss läuft, die Hände frieren



Mit einem Van wurden wir nach dem Frühstück beim Hostel abgeholt und zum Ausgangspunkt unserer Wanderung gefahren. Der Start war für uns bei 2'300 Metern, andere Gruppen laufen meistens weiter unten los. Ich mietete mir bei den netten Guatemalteken dort noch einen Wanderstock bevor wir dann endlich losliefen. Unser Guide war ein Local, sprach aber nur Spanisch. Da ich scheinbar die Einzige mit irgendwelchen Spanischkenntnissen in unserer Gruppe war, übersetzte ich hin und her. Was übrigens nicht so einfach war, da Spanisch erst einmal ins Deutsche geht bei mir und dieses Ergebnis dann ins Englische übersetzt werden muss. Nachdem wir also eine spanische Einführung erhalten haben und ich diese ins Englische übersetzt habe, damit auch die anderen wissen, was abgeht, konnten wir losmarschieren. 

Zuerst ging es über Felder von Vulkanasche, wo teilweise Mais oder Bananen angebaut wurden. Gleich zu Beginn schloss sich uns ein Hund an und begleitete uns schlussendlich bis zum Zeltplatz. Dort kamen uns auch die Gruppen entgegen, die die Nacht zuvor auf dem Acatenango verbracht haben. Sie waren ziemlich dreckig von der Vulkanerde und redeten uns durchweg gut zu. Es ist anstrengend, aber würde sich lohnen. Und so liefen wir weiter, hier war es noch mehr oder weniger flach. Der steile Teil erwartete uns aber schon. Auch das Gewicht auf meinem Rücken machte sich bemerkbar. Ich schwitzte langsam, auch wenn es nicht so warm war wie erwartet. 
Der steile Anstieg begann. Langsam gingen wir die Serpentinen am Hang entlang hinauf und machten hin und wieder eine Pause. Es wurde immer strenger, die Luft wurde dünner und wir schwitzten immer mehr. Zum Glück stand schon bald die Mittagspause an, bei welcher wir endlich unsere Rucksäcke absetzen und die mitgebrachten Lunchpakete leeren konnten. Unseren Hund hatten wir auch immer noch dabei und er bettelte fleissig nach den Überresten unserer Burritos. Ich würde fast sagen, dass ich ihm was hätte geben sollen, denn ich ass mal wieder viel zu viel. Dies merkt man bei einem solchen Aufstieg ganz schön. 

Es ging nach rund 30 Minuten weiter, ohne das es leichter wurde. Zwischendrin musste ich noch meine dicke Jacke montieren, da es doch schon richtig kalt wurde. Ausserdem holte ich die Handschuhe aus dem Rucksack. Das Wetter war nicht richtig sonnig und es wehte ein kühler Wind. Die meiste Zeit bildete ich das Schlusslicht. Dies macht mir aber noch nicht mal im Nachhinein etwas aus. Unsere Gruppe bestand aus zwei Typen, zwei Mädels und mir. Die zwei Mädels liessen ihr gesamtes Gepäck bis auf einen kleinen Rucksack mit Geld und Kameras von einem Local gegen Bezahlung den Berg hinauftragen. Ich trug meinen gesamten Scheiss selbst hinauf und bin ziemlich stolz darauf. Da kann ich dann schon mal die Letzte sein, die am Berg ankommt.

Nach einer Weile wurde der Weg dann weniger steil und der Guide redete uns gut zu, dass es nicht mehr so weit ist. Ich ging immer noch ganz hinten, hatte aber einen guten Rhythmus gefunden. Immer vorwärts, ein Zurück gibt ja doch nicht. Und plötzlich kamen wir an unserem Zeltplatz an. Der Guide baute die Zelte für sich und für uns auf, die Lagerfeuerstelle war bereits dort und wir zogen langsam aber sicher unsere dicken Klamotten über. Über meine Leggings kam also meine Jeans, über mein Top kam ein Tshirt, ein Langarmshirt und wieder die dicke Jacke. Ausserdem kramte ich Schal, Mütze und die Handschuhe hervor. Wer hätte gedacht, dass es so kalt werden würde. 

Und plötzlich knallte es


Während wir da so vollauf mit uns selbst beschäftigt waren, ertönte plötzlich ein lauter Knall und ein Grollen folgte. Wir schauten rüber zum Fuego und trauten unseren Augen kaum. Der war soeben Vollgas ausgebrochen, mir nichts dir nichts, voll krass. Uns fehlten die Worte. Eine riesige Aschewolke stieg vom Krater auf. Dazustehen und mitzuerleben, welche Kraft die Natur hat, zeigt einem doch wie klein und machtlos der Mensch in solchen Augenblicken doch ist. Bis am nächsten Morgen sollten noch ein paar mehr Auftritte vom Fuego folgen. In der Zwischenzeit ging die Sonne unter und unser Guide kochte uns ein paar Spaghetti auf dem Lagerfeuer. Leider war es nach Sonnenuntergang so kalt, dass die Pasta nach dem ersten Bissen schon kalt wurde. Glücklicherweise gab es noch eine Nudelsuppe und heissen Kakao. 

Wir sassen noch ein paar Stunden zusammen bis es zu kalt wurde und wir beschlossen uns im Zelt zu verkriechen. Es bot gerade mal Platz für fünf Personen und wir schliefen eng aneinander gedrängt, in all unseren Klamotten in unsere Schlafsäcke gekuschelt. Im Gegensatz zu den anderen habe ich zumindest meine Schuhe abgezogen. Ich schlaf doch nicht mit Schuhen, ich trug ja schon zwei Paar Socken. Die Nacht war ok, auch wenn keiner von uns viel schlief. Mehrmals hörte ich Fuego rumoren und ausbrechen, eines der Mädels rollte sich hin und her, weil ihr übel war und irgendjemand schnarchte. 

Ein hart erkämpfter Sonnenaufgang auf fast 4'000 m


Kurz nach vier Uhr war die Nacht dann auch schon vorbei. Wir quälten uns im Dunkeln aus dem Zelt und machten uns an den Aufstieg zum Gipfel des Acatenango. Von dort aus wollten wir den Sonnenaufgang schauen. Es ging steil den Berg hinauf, es war stockfinster und wir versanken bei jedem Schritt im Vulkansand. Einem der Mädels war leider immer noch schlecht und sie schaffte es nicht zum Gipfel hinauf. Ich denke, die Höhenkrankheit hat sie leicht erwischt. Ihr ging es nachher den ganzen Abstieg und später im Hostel ziemlich schlecht. Während sie mit unserem Guide im Camp blieb, hängten wir restlichen Leute uns an eine andere Gruppe ran und stiegen weiter hinauf. Ein Hoch auf meine Stirnlampe, sag ich da nur! Von wegen, wofür braucht man die. Während die Lampe einfach auf meinem Kopf sass und meinen Weg beleuchtete, konnte ich beide Hände nutzen, um hinaufzuklettern. Ich habe die anderen beobachtet, mit einem Handy als Taschenlampe ist das nicht so leicht. 

Oben angekommen sahen wir bereits das erste Licht des Tages, es würde ein wunderbarer Sonnenaufgang werden. Aus dem Nebelmeer vor uns ragten die verschiedenen Vulkane der Gegend hervor. Sobald es heller wurde, konnten wir den gesamten Krater unter uns sehen sowie den Fuego neben uns. Na, und was macht der? Bricht natürlich gleich nochmals für uns aus. Es war echt unglaublich schön. Und wahnsinnig kalt. Ich wollte mehr Fotos machen, aber es ging nicht so gut, weil meine Hände mir fast abfroren. In dem Moment bin ich auch auf die Gedenktafel am Gipfel gestossen. Rund einen Monat zuvor waren sechs Menschen bei einer ähnlichen Tour auf dem Gipfel des Acatenango erfroren. Anfang Januar gab es einen ziemlichen Kälteeinbruch und die Gruppe war weder vorbereitet gewesen noch hatten sie am richtigen Ort campiert. Eine sehr traurige Geschichte. 

Wir machten uns schon bald wieder an den Abstieg zu unserem Camp. Dort erwartete uns unser Guide bereits mit dem Frühstück. Er machte Kaffee im Lagerfeuer und wir wärmten uns auf bevor es daran ging, alles zusammenzupacken und runterzusteigen. Dem einen Mädel ging es immer noch schlecht, hier kam es ihr dann richtig zu Gute, dass sie ihr Gepäck nicht tragen musste. Einer der Locals kam extra hinauf, um die Sachen wieder runter zum Startpunkt zu tragen. Und ich war immer noch stolz wie Oskar, dass ich meinen Kram plus (!) einen Teil vom Zelt trug. Ivch bin so super, hehehe. Aber auch ich war froh als wir endlich unten ankamen und in den Van zurück nach Antigua steigen konnten. Es war mit Sicherheit eine der grössten Herausforderungen, der ich mich je gestellt habe. Der Gipfel liegt auf fast 4'000 Metern und mein Rucksack wiegte gut und gerne fast zehn Kilo. Aber ich habe es geschafft und wurde mit grandiosen Ausblicken und dem faszinierenden Naturschauspiel eines ausbrechenden Vulkans belohnt.

Zurück in Antigua gönnten die Jungs und ich uns erstmal ein Bier und einen dicken Burger während die Mädels direkt ins Bett gingen. Anschliessend machten wir unsere Pläne für die Weiterreise.  







 


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